Pressestimmen

Neue Zürcher Zeitung

Verloren in den Naturgewalten

«Bergromane» nennt Urs Augstburger die Bände seiner Trilogie – ein Begriff, der manche Leser vielleicht an romantische Alpenidyllen denken lässt. Darum ging es dem Schweizer Autor aber schon in den ersten beiden Bänden nicht und noch viel weniger im neusten. Wandte er den Blick in «Schattwand» und «Graatzug» in die Vergangenheit, entwirft er in «Wässerwasser» ein Zukunftsszenario, in dem er schonungslos von den Auswirkungen des Klimawandels erzählt. Weil Augstburger die Figuren aus «Schattwand» und «Graatzug» in den Walliser Bergen zusammenführt, ist es hilfreich, die vorangehenden Romane zu kennen, um sämtliche Anspielungen sowie die zum Teil komplizierten Familienverbindungen zu verstehen. Der Roman setzt ein in der Gegenwart. Hotelerbe Silvan und Umweltschützerin Lena, die in «Graatzug» noch gegeneinander ankämpften, haben geheiratet und eröffnen das ökologische Luxusresort «Eden». Doch schon da machen ihnen Überschwemmungen und Felsstürze zu schaffen. 

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40 Jahre später – Augstburger erzählt Zukunfts- und Gegenwartshandlung parallel – versucht Agnes, Silvans und Lenas Tochter, das Resort zu retten. Das Wallis ist im Ausnahmezustand; Glutwinde erhitzen die Erde, es herrscht Wassermangel, überall gibt es Klimaflüchtlinge, und ein Nahrungsmittelkonzern versucht Quellen an sich zu reissen. Nach wie vor bezieht das Resort Wasser über das jahrhundertealte Kanalsystem und wird zum Opfer von Erpressern, die mit Waldbrand drohen. Bis zum Ultimatum bleibt kaum Zeit, und fieberhaft sucht Agnes mit Freunden den geheimnisvollen Höhlensee, von dem ihr Vater erzählt hatte.

Die Recherchen aus Klimaberichten reichert Augstburger an mit eigenen Zukunftsvisionen, vor allem im Bereich der Technik. Da trägt etwa jeder ein «Toolbook» mit sich, mit dem er kommunizieren und andere orten kann. Im Zentrum aber steht die Natur. Sie ist gewaltig, atemberaubend und unberechenbar; die Menschen wirken wie hilflose Spielfigürchen. «Sicher ist keiner, nirgendwo», sagt Agnes' Patentante einmal. Und vielleicht ist man in Zeiten und Gegenden, wo die Natur so stark ins Leben eingreift, eher bereit, Übersinnliches in der Natur zu sehen.

Wie in seinen ersten beiden Romanen webt Urs Augstburger Mythen ein; im Polarlicht, das plötzlich in der Schweiz zu sehen ist, glaubt Agnes einen Gratzug zu entdecken, und ihr Sohn hört im Geräusch des Schmelzwassers das Zischeln der armen Seelen. Auch in «Wässerwasser» taucht die Frage auf, wie stark man sich in die Natur einmischen darf. Doch geht es hier nicht um einzelne Eingriffe wie die Aushöhlung eines Berges oder eine Seilbahn.

Hier stehen die Menschen in einer durch Sorglosigkeit vollständig ausgebeuteten Natur. Da hilft auch der technische Fortschritt nichts. Die Hoffnungslosigkeit bringt die einen Menschen gegeneinander auf, andere lässt sie näher zusammenrücken – auch körperlich. Die erotischen Szenen aber wirken teilweise konstruiert; Augstburgers Stärke liegt weniger in der Schilderung des Zwischenmenschlichen. Er schreibt am besten, wo es um die Naturgewalten geht und den Versuch der Menschen, darin zu überleben. Sein packender Zukunftsthriller bewegt denn vor allem als leidenschaftliches Plädoyer für mehr Sorgfalt mit der Natur – und ist damit aktueller denn je. Andrea Lüthi

 

Die Wochenzeitung

Der Kampf um die Ressource Wasser steht im Mittelpunkt von Urs Augstburgers neuem Roman: Eine Science-Fiction-Story mit mystischen Elementen und grosser Sogwirkung beschliesst seine Bergtrilogie.

 

Abgeschottet vom verdorrten Rest der Welt

Von Maike van Schwamen

 

Sommer 2041 in der Schweiz: Die letzten Gletscher sind geschmolzen, in den Städten herrscht sengende ­Hitze, die Seen liegen unter Glocken aus gel­bem Dunst. Wer sich Urlaub vom Klima­stress leisten kann, flüchtet ins «Eden». Denn das im schattigen Flischwald gelegene Luxusresort ist der letzte Ort, an dem es selbst im Hochsommer noch Tage gibt, an denen die Temperatur die 37-Grad-Marke nicht übersteigt. In diesem letzten Refugium einer ehemals paradiesischen Schweiz bewegen sich die Figuren von Urs Augstburgers neuem Bergroman «Wässerwasser», abgeschottet vom verdorrten Rest der Welt.

 

Mit seinem jüngsten Werk beschliesst der Ennetbadener Autor seine Bergtrilogie. Dabei nimmt er ­Handlungsstränge seiner ersten beiden Bergromane - «Schattwand» (2001) und «Graatzug» (2007) - wieder auf, um die Geschichten ihrer ProtagonistInnen fortzuschreiben und zusammenzubringen. Und dennoch liest sich «Wässerwasser» als eigenständiger Roman.

 

Technoider Alpenmythos

 

Agnes Bohrer - Gottenkind von Lucrezia Caminada, deren schicksalhafte Geschichte «Wässerwasser» in Rückblenden erzählt - leitet das von ihren Eltern im Jahr 2001 eröffnete Ökohotel Eden in zweiter Generation als Luxusresort. Dank des ausgeklügelten Wasser­systems ihrer Vorfahren und langfris­tiger Verträge ist sie in einer Welt, in der Wasser längst kostbarer ist als Öl, zur Alleinherrscherin über die Wasser des Plontals geworden. Doch die nach aussen resolut und unnahbar erscheinen­de Geschäftsfrau ist Gefangene ihres schlechten Gewissens. So schleichen sich die Klimaflüchtlinge, die tagtäglich zu Tausenden den Weg ins abgeriegelte Europa wagen, tags wie nachts als Schatten in ihre Angstträume. Mehr als einmal musste sich die Hotelbesitzerin schon gegen Erpresser zur Wehr setzen. Doch als Unbekannte Zugang zu den Wassern des Schluchtsees fordern und damit drohen, den Flischwald in Brand zu setzen und damit Agnes’ Existenz und die ihres Sohnes in Flammen aufgehen zu lassen, bekommt die Lage einen neuen Ernst. Wie praktisch, dass gerade zufällig - oder von den Ahnen gesandt? - Agnes’ Halbbruder Albin und der Katastrophensöldner Noah vorbeikommen, um ihre Ferien im «Eden» zu verbringen. Aus der Entspannung wird nichts, stattdessen beginnt ein verzweifelter Kampf um die Wasser von Plon.

 

«Wässerwasser» ist eine Science-Fiction-Story mit mystischen Elementen, die die Lust des Technikfreaks Augstburger an der Ersinnung von Zukunftstechnologien ebenso deutlich spürbar werden lässt wie seine Faszination für die Bergwelt und die Traditionen und Mythen ihrer BewohnerInnen. Wie die ersten beiden Teile der Trilogie bewegt sich auch «Wässerwasser» auf zwei Zeitebenen - einer Vergangenheit zu Beginn des 21. Jahrhunderts und einer Gegenwart in den 2040er Jahren. Durch s­tete zeitliche Rückblenden stellt der Autor nicht nur eine Verbindung zu den vor­ausgegangenen Romanen her, sondern bereichert seine Figuren zudem um die Dimension ihrer Vergangenheit.

 

Urs Augstburger ist kein Krimiautor, der Plot seiner Erpressungs­geschichte ist mässig spannend. So macht er von Anfang an kein Hehl um die Identität der Erpresser und lässt den Final Countdown im Flischwald zunächst ausfransen, um ihn schliesslich verzischeln zu lassen wie ein feuchtes Streichholz. Trotzdem besitzt sein Roman von der ersten Seite an eine solche Sogwirkung, dass man ihn nicht mehr aus der Hand legen möchte. Sein stimmiger Sprachrhythmus und die fast filmisch beschriebenen Bilder bauen eine atmosphärische Spannung auf, die ihresgleichen sucht. Und die Empathie des Autors mit seinen Charakteren sorgt dafür, dass Figuren wie die alte Lucrezia, unter deren runzliger Haut und altersweiser Schlagfertigkeit noch immer die rätselhafte, zarte und liebeshungrige junge Frau von einst durchscheint, lange nachwirken.

 

Parabel für die Schweiz

 

Das Bergdorf, das sich der Welt verweigert oder sich ihr durch Staudammbau und Tourismus öffnet, steht in Augst­burgers Romanen parabelhaft für die Schweiz. Denn nirgendwo, so der Autor im Interview, spüre man den gesellschaftlichen Wandel so stark wie in den Bergen. Und so hat Augstburger sein düsteres, von aktuellen Klima­berichten inspiriertes Zukunftsszenario an fiktiven Orten in den Walliser Bergen angesiedelt. Doch trotz Katastrophenbildern und Seitenhieben auf Konzerne wie Nestlé (Agnes’ Widersacher, der Nahrungsmittelgigant Pure Water, beutet die Grundwasservorkommen verschiedener Kontinente aus und verkauft sie den Betrogenen in Flaschen) hat Augstburger sich nicht der Rolle des Weltverbesserers verschrieben. Der «exzessive Skifahrer» (Augstburger über Augstburger) zeigt sich vielmehr als fatalistischer Beobachter, der die Stirn ob der düsteren Zukunftsaussichten für seine Töchter sorgenvoll in Falten legt, um seinen «letzten Tanz auf dem Schnee» nichtsdestoweniger zu geniessen.

 

So beschliesst er seinen Roman auch mit einer symbolischen Sühnetat der «Eden»-Chefin in einem etwas kitschig anmutenden, vermeintlichen Happy End. Denn die vorübergehende Rettung des Resorts und seiner BewohnerInnen ist, so viel ist angesichts der fortgeschrittenen Katastrophe klar, nicht mehr als ein Tropfen auf den heissen Stein.

 

Blick

Die letzte Idylle

Von Stephan Pörtner, Schriftsteller

 

Das Thema des neuen Romans von Urs Augstburger könnte nicht aktueller sein: Der Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Welt, die wir kennen. In «Wässerwasser», dem dritten Teil seiner Bergtrilogie, führt uns Urs Augstburger in die Zukunft. Ein Teil der Geschichte spielt im Jahr 2041. Schauplatz sind wiederum die Walliser Alpen und die fiktiven Dörfer Plon und Gspona. Waren diese aber in früheren Büchern Augstburgers zumindest landschaftlich noch idyllisch, so beschränkt sich die Idylle nun auf das Resort Eden, das mitten im bewaldeten Naturschutzgebiet steht. Einst als ökologische Ferienanlage gebaut und von den Einheimischen belächelt, bietet es wohlhabenden Dauergästen ein Refugium.

 

Die heile Bergwelt gibt es nicht mehr, die Schweiz ist Mitglied der EU 4.4., der das Wasser allerdings längst bis zum Hals steht, ganz im wörtlichen Sinn: Städte wie Amsterdam sind im Meer versunken, Südfrankreich ist eine Steppe, und in den wenigen noch bewohnbaren Gegenden versucht man, die Flüchtlinge aus Afrika und Asien abzuwehren. Das Wasser, das schon in den ersten beiden Teilen der Trilogie eine wichtige Rolle spielte, Reichtum und Zerstörung brachte, ist zu einem knappen Gut geworden. Die Gletscher sind geschmolzen, die Alpen zerbröckeln mangels Permafrost zu Geröllhalden, die Durchschnittstemperatur steigt sommers selbst in den Bergen auf über 35 Grad.

 

Noch aber gibt es sie, die Geister der Ahnen und der wilden Tiere. Die Feinfühligen spüren sie. Die alten Sagen und das alte Wissen leben noch in ein paar wenigen Köpfen, und sie bieten den Schlüssel zur Zukunft. Diese sieht indes düster aus. Der Zukunftsteil der Geschichte spielt im Juli, es ist heisser als je zuvor. Im Resort Eden spielen sich mehrere Dramen gleichzeitig ab. Der Halbbruder der Besitzerin Agnes taucht auf, das Resort wird erpresst, ein alter Freund kommt zu Besuch, der Sohn ist plötzlich verschwunden. Natürlich hängt alles zusammen, natürlich hängt alles am Wasser. Natürlich ist es von der ersten bis zur letzten Seite spannend.

 

Augstburgers Romane sind keine Verklärungen der Bergwelt. Der ewig schwelende Konflikt zwischen jenen, die mit der Natur leben wollen, und jenen, die sie vor allem als Mittel zur Profitmaximierung sehen, schwelt auch in der Zukunft weiter. Die Energie- und Lebensmittelkonzerne haben fusioniert, Pure Water ist ein Schweizer Global Player im Kampf um das Wasser ... und nicht zimperlich. Die Sprache des Romans ist wie die Geschichte selbst: gradlinig, schnörkellos, eine Verbindung von Altem und Neuem, von Tradition und Experiment. Hightech-Ausdrücke und urchige Walliser Wörter fügen sich harmonisch ineinander.

 

Der Roman soll aufrütteln. Klimatisch gesehen ist die Schweiz keine Insel. Der Wohlstand ist kein ewiges Gut, das den glücklichen Bewohnern bestimmter Weltregionen einfach zusteht. Als Albin, der heimgekehrte Halbbruder von Agnes, seinen ersten Film über die schmelzenden Gletscher präsentiert, fahren die Leute noch trotzig mit ihren riesigen Autos von der Premiere nach Hause. Bei all den düsteren Aussichten bleibt aber auch Zeit für die Liebe, für Hoffnung, wächst die nächste Generation heran, die es vielleicht besser macht als die vorhergehende. In diesem Fall sind wir die Generationen, die versagt haben.

 

Trotz Verweisen auf die beiden vorhergehenden Romane Augstburgers, «Schattwand» und «Graatzug», muss man diese nicht kennen, um «Wässerwasser» zu verstehen. Man kann die Geschichte gut von hier aus beginnen und dann in den ersten beiden Romanen die Hintergründe erfahren, ohne dass der Lesegenuss dadurch eingeschränkt würde. Die Berge sieht man nach Augstburgers Romanen so oder so mit anderen Augen.

 

Der Landbote

Flammenmeer über den Walliser Alpen

Christina Peege

 

Mit dem Roman «Wässerwasser» vollendet der Autor Urs Augstburger seine Bergromantrilogie. Am 13. Januar liest der Erfolgsautor in der Coalmine aus seiner packenden Alpensaga vor.

Es ist Sommer im Wallis, im Jahr 2041. Kein angenehm-kühler Bergsommer, nein, denn die letzten Gletscher sind längst dahingeschmolzen, in den Alpentälern flirrt die heisse Luft, die sengende Hitze versehrt Land und Mensch. An den Wegrändern lauern Benzinpiraten, Europa wird von Flüchtlingen überflutet, die der tödlichen Dürre in ihrer Heimat entkommen und am noch vorhandenen Wasserreichtum der Schweiz teilhaben wollen – und sei es auch mit Gewalt.

Der Roman «Wässerwasser» ist nach «Schattwand» (2001) und «Graatzug» (2007) das fulminante Schlussbouquet einer generationenumspannenden Alpensaga, die traditionelle Mythen aus den Walliser Alpen mit Umweltproblematik der Gegenwart verbindet. Mit dem Personal der vorangegangenen Erzählungen führt Augstburger die Geschichte von der Gegenwart in die Zukunft. Der jüngste Wurf des Erfolgsautors, der in Ennetbaden und Disentis lebt, erzählt vom unerbittlichen Kampf um die Lebensgrundlage des Menschen – nicht nur im Wallis. Die Geschichte dreht sich um die Nutzung des rar gewordenen Wassers. Kreisten die vorangegangenen zwei Romane noch um die Frage, wie viel Eingriffe des Menschen die Natur verkraften kann, schildert der aktuelle Roman die Auswirkungen der an schnödem Profit orientierten Ausbeutung der Natur. Der Roman ist damit weit mehr als ein Walliser «Heimatroman», er ist eine (mögliche) Parabel auf die Zukunft der Schweiz, des Globus überhaupt.

 

Ein bedrohtes Eden

Die Geschichte spielt im fiktiven Walliser Flischwald. Hier haben Hotelerbe Silvan und die Umweltaktivistin Lena ein ökologisches Luxusresort gegründet. Bereits zu dieser Zeit machen ihnen Umweltkatastrophen wie Überschwemmungen und Murgänge zu schaffen. Lebensader des Resorts sind die traditionellen Wasserleitungen, die von den Walliser Vorfahren einst unter Gefährdung des eigenen Lebens an und in den Felswänden angelegt worden waren. Nur der Respekt vor den Mythen und vor traditionellem Wissen verhinderte damals eine Katastrophe. Gut eine Generation später steht Agnes, die Tochter Lenas und Silvans, vor der grössten Herausforderung ihres Lebens: Wasserpiraten fordern Zugang zu den Wässerwassern, ansonsten, drohen sie, den Flischwald anzuzünden. Der Countdown um die Rettung des «Eden» genannten Resorts beginnt.

 

Ewiges Eis statt Fegefeuer

Der Roman spielt, wie schon die beiden Vorgänger, auf zwei Zeitebenen, die in raffinierten Rück- und Überblendungen parallel geführt werden. Augstburger erzählt in einer geradezu filmisch anmutenden Anschaulichkeit und einem hohen Tempo. Darunter leidet zuweilen die Charakterisierung der Protagonisten ebenso wie die Schilderungen eines grotesk technoiden Alltags.

Eindringlicher sind die Schilderungen einer sich aufbäumenden Natur, die – auch wenn geschunden – noch immer Unheil und Tod über die Menschen bringen kann. Und die Toten, dies macht einen Teil der Mystik aus, haben in der Story ein gewichtiges Wörtlein mitzureden. Wenn sie als ruhelose Geister im Graatzug auf den Gletscher ziehen müssen, dann erinnern sie die Lebenden daran, dass jeglicher Frevel wider die Natur höllisch bestraft wird. Und die Hölle, wie könnte das in den Bergen anders sein, besteht nicht aus Fegefeuer, sondern aus ewigem Eis. Umgekehrt ist es das Wissen der Ahnen um die Wässerwasser, das die Rettung bringt. So leiten die Toten die Lebenden und sie öffnen ihnen die Augen, wie blinder Fortschrittsglaube die Lebensgrundlage künftiger Generationen unwiederbringlich zerstört.

Viel hat der Autor in die Geschichte gepackt und es gibt wohl nur wenige Bergromane ohne erzählerische Abgründe. Wenn gesichtslose «schwarze» Flüchtlinge das Resort angreifen, dann spielt der Autor auf einer arg billigen Klaviatur trivialer Ängste. Am Schluss steht aber, trotz Flammeninferno, eine Art Happy End, dies sei hier noch verraten. Man mag es kitschig oder geglückt finden: Sicher ist, wer mit offenen Augen durch die (Berg-)Welt geht, kann sich dem buchstäblich brandaktuellen Thema dieses Romans nicht entziehen.

 

Basler Zeitung

Romane, die Bergluft atmen

... In «Wässerwasser» geht es wenig idyllisch zu, und wer Abkühlung von der Sommerhitze sucht, liegt hier falsch. Augstburgers Roman spielt in einem Wallis der 2040er-Jahre. Nachdem auch der letzte Gletscher geschmolzen ist, ist es unerträglich heiss geworden in den Städten. Einzig das im schattigen Flischwald gelegene Luxusresort «Eden» bietet wohlhabenden Gästen Erholung vom Klimastress. Doch die Besitzerfamilie Bohrer, die sich zu den Herrschern über die Wasser des Schluchtsees aufgeschwungen hat, wird erpresst: Unbekannte drohen den Flischwald niederzubrennen und fordern Zugang zu den Wassern von Plon ...

... Für den Aargauer Augstburger sind die Berge Lebens- und Schaffensort. Ein Drittel seiner Zeit verbringt er in Disentis, wo die Familie seiner Frau beheimatet ist, abwechselnd am Schreibtisch und auf Skibrettern. Die Berge seien nicht nur die ideale Kulisse für Schweizer Geschichten, weil jeder Schweizer sie kenne, sondern sie griffen darüber hinaus auch dramaturgisch in die Geschichten ein, meint Augstburger : «In den Bergen sind die Gipfel höher und die Abgründe tiefer. So werden die Fallhöhen der Geschichten grösser.»

 

Aargauer Zeitung

Apokalypse in der Alpensaga

... Augstburger erzählt wie überall in seiner ungewöhnlichen und lesenswerten Alpensaga detailsatt, sprachfreudig und auf mehreren Zeitebenen ...

... Eine schönere Werbung hätte sich Urs Augstburger kaum wünschen können als die Nachricht, dass Walliser Bauern gegen die Gletscherschmelze anbeten möchten. Denn sein Roman «Wässerwasser» weiss, dass selbst der Papst den Klimawandel nicht aufhalten kann. Keine 40 Jahre von heute ist die Welt nicht mehr, was sie war, und die Schweiz schon gar nicht ...

... Wieder führt der 44-jährige Autor ins Walliser Plontal, wo er schon den «Graatzug» platziert hatte, in dem er raffiniert zwischen Generationen pendelnd erzählte, wie die Alten der Natur im Respekt begegneten und die Späteren im Glauben an Fortschritt alte Kulturen und Wissen auslöschten. Nun schärft er seine Botschaft ...

... Im Schlussstein seiner Bergroman-Trilogie macht der in Ennetbaden wohnhafte Augstburger die Erderwärmung katastrophal wahr. Die Gletscher sind kaum noch der Rede wert, die Skilifte Ruinen und Dürren, Erdrutsche, Feuerwalzen eine ständige Bedrohung. An den Strassen lauern schiesswütige Benzinpiraten, und gegen die Flüchtlingswelle sind selbst die Schutztruppen, deretwegen die Schweiz der EU beigetreten ist, machtlos ...

 

Die Berliner Literaturkritik

In ‚Wässerwasser’ schildert Urs Augstburger die Gründe, die unter anderem die fatale Gletscherschmelze in den Alpen mitverursachen – und welches in vierzig Jahren die Folgen sein werden. ‚Wässerwasser’ handelt vom Kampf um das Luxusgut Wasser, von Wasserpiraterie und vom Schicksal alpiner Wellnessresorts – Zermatt, Leukerbad, Andermatt, Scuol, Arosa, Lenk, Riederalp, St. Moritz ...

 

www.wortpongwordpress.com

Der Bergroman ruft - 7. Oktober 2009

Bergromane sind eigentlich eher nicht so mein Ding. Das assoziiere ich mit der großelterlichen Polstergarnitur in tannengrün, Hansi Hinterseer und Konsorten, Blasmusi und beklemmenden Abgründen. Eben diese beklemmenden Abgründe kann der Schweizer Urs Augustburger allerdings so gut, dass auch ein Bergroman geht. Der Autor hat nämlich schon mehrere geschrieben.

In „Wässerwasser“ (Bilgerverlag) nimmt er Motive aus früheren Büchern auf und macht daraus einen ausgesprochen spannenden Öko-Zukunfts-Thriller. Von Science Fiction jedoch kann hier nicht die Rede sein. Dafür ist die fast schon gespenstische Szenerie zu normal-real. Der Klimawechsel hat die Erde voll im Griff, aber die Menschen sind irgendwie doch dieselben geblieben. Die Handlung springt zwischen jetzt und Zukunft, irgendwann vierzig Jahre später. Eine Gruppe von Menschen, familiär oder freundschaftlich verbandelt, in einem Öko-Resort in den Schweizer Alpen. Das Wasser ist in der Zukunft knapp, die Gletscher geschmolzen, aber im Plontal auf dem Gelände des Eden-Resorts wird ein verstecktes Wasserreservoir gefunden. Wie praktisch, weil die Betreiber gerade jetzt von Unbekannten erpresst werden. Die Forderung: Sie sollen das Wasser freigeben und für alle zugänglich machen. In Rückblenden wird zwischendrin die Geschichte von Eden und die der Familie erzählt. Das ist ungeheuer spannend und die Klima-Horror-Szenerie in ihrer Bedrohung sehr realitätsnah und so gar nicht übertrieben dargestellt.

Und weil das gut recherchierte Buch eher spannender Thriller als heimat tümelnde Öko-Bergpredigt ist, verzeiht man ihm gern die ein oder andere Schwäche. Das recht umfangreiche Personenensemble ist nämlich bisweilen etwas verwirrend und sorgt beim Lesen für Irritationen, weil man sich bis zuletzt immer wieder fragt, wer jetzt noch mal wer war. (Hier habe ich mir eine Personenübersicht gewünscht, vielleicht ist es auch das Alter, aber der Autor ist genauso alt wie ich.) Außerdem haben die Sexszenen leider einen Tick zu viel Fremdschämpotenzial, Andeutungen wären wie so oft sexier gewesen. Aber egal, weil halb so wild und die perfekte Lektüre für den nächsten Bergurlaub. Geht aber auch am Strand oder ganz woanders.

Anfragen für weitere Lesungen ab sofort wieder hier.

 

Die Einzellesungen oder Duolesungen mit Texten, Filmen, Sounds und Polaroids, eignen sich für Bibliotheken, Buchhandlungen, Buchclubs oder Kleintheater. Die komplette Technik wird mitgebracht.

 

Die Einzellesungen und die Liveshows mit der Band starten im Herbst 2021 wieder.

 

Ein Ausschnitt aus der Kritik zur Bibliothekslesung Eschlikon (Thurgauer Zeitung vom 18.3.13):

Urs Augstburger und Monika Schärer lesen feinfühlig, präzise und in geschliffenem Bühnendeutsch. Sie verkörpern ihre Rollen, ummantelt von sanften Klängen. Liebevoll fügen sich ihre Worte in die wunderschöne, wenn auch tragische Geschichte ein und bescheren dem Publikum prickelnde Neugier, Trauer und auch mal einen herzhaften Lacher.